Dichtender Simplwirt, Münchner Kabarettlegende

4. Mai 1889 - 13. Januar 1955

Zitate über Theo

Konstantin Wecker:
“Eine Wieder­ent­de­ckung unseres Simpl-Goethes ist überfällig und verspricht, eine klaffende Lücke in der Kabarett­ge­schichte Münchens auf äußerst unter­halt­same Weise zu schließen.”

Dieter Hilde­brandt erinnert sich:
“Zum ersten Mal hörte ich so um 1950 herum seinen Namen. Er gehöre zu den großen Alten in Schwa­bing. Man sagte auch, Theo Prosel sei ein sehr beharr­li­cher Theater­leiter, der zwar immer wieder einmal den Laden zumachen muss, aber plötz­lich an unver­hoffter Stelle wieder auftauche. Es machte mich neugierig und ich suchte seinen gegen­wär­tigen Spielort. Ich fand ihn und es war just das spätere Lokal der “Mutti Bräu”, das 1956 dann die Bühne der Lach- und Schieß­ge­sell­schaft wurde.

Theo Prosel erfüllte meine hochge­spannten Erwar­tungen. Ein notori­scher Pazifist, glänzender Darsteller seiner Texte und dabei von grandioser Gelas­sen­heit. Er war wohl einer der letzten großen Schwa­binger Poeten und Schauspieler.”

Karl Valentin zu Theo Prosel:
“Jetzt passen S’ genau auf: Ich habe mir, solange ich Komiker bin, noch nie einen Künstler angehört, der vor mir im Programm aufge­treten ist. Sie sind der erste, den ich mir jeden Tag anhör’. Darauf können S’ Eahna ruhig was einbilden.”

Gert Fröbe in einem Inter­view:
“… Ja, die Arbeit beim Theo war natür­lich herrlich. Er war eine große, große Persön­lich­keit, man hatte Respekt vor ihm. Er war immer sehr lustig. Er hatte immer einen Witz auf den Lippen. Er war sehr offen­herzig, wurde geliebt von uns, vom Publikum, eine vollsaf­tige Erschei­nung, die eigent­lich in dieser Form überhaupt nicht mehr in München vorge­kommen ist. Er war einfach – ich würde sagen – die wichtigste Figur auf dem Kabarett­leben in München. …”

Sein Freund Adolf Gondrell in einem offenen Brief zu Prosels 60. Geburtstag:
“… ich weiß, wie hoch die Verdienste (nicht der Verdienst) um die Sache des Kabaretts zu werten sind, die Du Dir an Deinem 60. in Freund­schaft von mir und Anderen vorwerfen lassen musst. …

… 30 Jahre hast Du Dir mit Humor Dein Leben geformt. Um das zu können muss einer Spaß verstehen! Spaß beiseite! Das schafft nur einer, der den Humor sehr ernst nimmt. …

… Ein unent­wegter, unver­bes­ser­li­cher Optimist! Behalte ihn, diesen Optimismus, – den ich oft fassungslos bestaunt habe – und es wird nicht zu vermeiden sein, dass Du als ein großer Humorist der Feder, in die Geschichte des litera­ri­schen Kabaretts Deutsch­lands, vor allem aber Deiner Wahlhei­mat­stadt München eingehen wirst! Weil nämlich in den Jahren vor 45 in München in den Kabaretts auch schon Dinge gesagt wurden, die absolut nicht von Pappe waren, sondern zum großen Teil von Theo Prosel! …”

Heinz Greul über Theo Prosel in “Schwa­bing — Vom Dorf zur Künstler-Freistatt” zum 800. Geburtstag Münchens, 1958:
“… Wir können des Bescheiden-Genialen, in seinen späteren Jahren Vielge­prüften, dessen Name mit der zweiten Glanz­zeit des “Simpl” für immer verbunden bleiben wird, nicht ohne Rührung gedenken:

Die Wirte sagen, ich sei mehr Künstler, die Künstler sagen, ich
sei eigent­lich mehr Wirt, in Wirklich­keit bin ich nur
                                                                                                   Theo Prosel … ”