Dichtender Simplwirt, Münchner Kabarettlegende

4. Mai 1889 - 13. Januar 1955

Theo Prosel

Erfinder-Reichtum (1)

Theo Prosel war der erste Gastwirt in München, der einen Ruhetag pro Woche einlegte. Das war im Simpl der Sonntag, an dem der Besuch im Allge­meinen sehr schlecht war.

Erfinder-Reichtum (2)

Das Simpl-Ensemble gastierte auch außer­halb seiner Räume am Platzl, beispiels­weise im Bernlo­cher-Saal in Landshut, in Nürnberg und in der “Mause­falle” in Stutt­gart. Bei einer Tournee durch Hessen war der Besuch der Vorstel­lungen so schlecht, dass nicht einmal die Gagen herein­kamen. Da hatte Prosel eine seiner großen Geldbe­schaf­fungs­ideen: In der Nähe der Gastspiel­orte war “zufällig” immer eine Spiel­bank. Nacht für Nacht gewann er 14 Tage lang nach den Vorstel­lungen die Gagen, die er am nächsten Tag freude­strah­lend auszahlte. 

Theo als “geistiger Attentäter”

Im Hotel “Vier Jahres­zeiten” gab es die “Charlie Bar”, ein beliebter Treff­punkt örtli­cher Geschäfts­leute mit Kultur­ver­stand. Jedesmal, wenn ein fanati­scher lokaler Nazi, der ebenfalls zu den Stamm­gästen zählte, die Bar betrat, wurde recht­zeitig gewarnt und man wechselte die Gesprächs­themen. Im Mai des Jahres 1942 war jener glühende Hitler-Verehrer offenbar nicht anwesend. Als die Nachricht in der “Charlie Bar” eintraf, der Reichs­pro­tektor von Böhmen und Archi­tekt der Juden-Vernich­tung, Reinhard Heydrich, sei einem Attentat zum Opfer gefallen, sah Prosel verträumt von seinem Glas auf und kommen­tierte: “Immerhin: Beim ‘H’ samma scho…”

Theo beim Volkssturm

Ein Simpl-Gast erzählte Resi Prosel lange Jahre nach Theos Tod die folgende Geschichte von dessen Einsatz beim Volks­sturm in Garats­hausen, Theos damaligem Wohnort: Als im September 1944 alle Männer zwischen 16 und 60 zum Krieg einge­zogen wurden, war auch Theo Prosel an der Reihe. Als Veteran des Ersten Weltkriegs und Offizier des ehrwür­digen Regiments der “K. u. K. Hoch- und Deutsch­meister” wurde er als Ausbilder für eine Kompanie von Jugend­li­chen einge­setzt. Theo Prosels Erläu­te­rungen über die Funkti­ons­weise einer Panzer­faust: “Das hier ist also eine Panzer­faust. Des Ding is sauge­fähr­lich, liebe Kinder, drum: FINGER WEG!”