Dichtender Simplwirt, Münchner Kabarettlegende

4. Mai 1889 - 13. Januar 1955

Theo Prosel (c) privat

Landsknechtlied

von Theo Prosel

Uns Lands­knechte hat man nirgendwo gern,
Denn wir sind zu feine Gesellen.
Es zittert der Wirt zum Goldenen Stern,
Wir könnten die Zeche ihm prellen.
Unser Sold ist so klein, unser Durst ist so groß
Und des Stern­wirts Wein ist so gut
Und murrt der Wirt, zahlt ein Degen­stoß
Die ganze Zeche mit Blut…

Wir haben dem Feldherrn das Leben verkauft
Und sind wir im Städt­chen zu Rast,
Dann wird noch um den Schoß einer Dirne gerauft –
Bei uns ist der Tod stets zu Gast!
Er zieht mit uns von Land zu Land
Und reitet den Scharen voraus.
Wir wissen, einst packt uns die knochige Hand
Und dann schleppt uns Freund Hein in sein Haus.

Bei uns fließt der Wein, bei uns fließt das Blut,
Nur die Tränen nimmer­mehr fließen…
Was ein Lands­knecht ist, will im Übermut
Seinen Fetzen Leben genießen.
Nur manchmal, wenn einer um Mitter­nacht
Auf einsamem Posten muß stehn,
Da hat er an seine Mutter gedacht
Und da hätt man ihn weinen gesehn.

Aus “Simpl-Briefe” – Ausgabe Februar 1937
Heraus­geber: Theodor Prosel

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